Augmented Reality für die Babybranche – im Gespräch mit Stefan Eipeltauer von FOKUS KIND Medien
16.11.2020
Axkid „One“, TFK „Mono Kombi“ und Chicco „Next2Me“ lassen sich mit Hilfe des Smartphones im Raum platzieren. © ARkid
Begriffe wie Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) oder Mixed Reality (XR) geistern immer wieder durch die Medien. Doch wie ist der Status Quo dieser Technologien und wie können Hersteller und Händler unserer Branche diese nutzen? Wir sprachen mit Stefan Eipeltauer, Inhaber des Medienunternehmens FOKUS KIND Medien und ARkid, der Agentur für moderne Produktvisualisierung.
Futuristische Vision oder wahrgewordene Realität? Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand neuer Technologien wie AR, VR und XR?
Tatsächlich hat sich die Entwicklung in den letzten zwei Jahren erheblich beschleunigt, und die Anstrengungen, die Unternehmen weltweit in die Hardware und die Software in diesem Feld investieren, sind enorm. So werden beispielsweise bis 2021 rund 3 Milliarden Smartphones und Tablets in der Lage sein, komplexe AR-Anwendungen durch das Zusammenspiel von Kameras, Sensoren und fortschrittlicher Software darzustellen.
Bereits heute ermöglicht nahezu jedes mobile Endgerät, digitale Zwillinge eines Produkts realitätsnah zu betrachten. Dieser Markt ist in seiner ersten Phase bereits technologisch entwickelt und AR damit buchstäblich in jeder Hosentasche griffbereit. Mit Apples "ARKit", Googles "ARCore", Snapchat "Lenses", WebXR und zahlreichen weiteren Tools stehen die dazu notwendigen Authoring-Umgebungen bereit. Das Einzige, was fehlt, sind kreative und hochwertige Inhalte. Nun sind die Hersteller gefragt, ihre Marken und Produkte mit dieser spannenden Technologie an den Verbraucher zu kommunizieren.
VR hingegen befindet sich momentan in einer durchwachsenen Phase. Die Akzeptanz von VR-Brillen beim Konsumenten entwickelt sich langsamer als erwartet und die Technologie hat noch einige Hürden vor sich. Sony, HTC aber vor allem Facebook mit seiner Oculus-Plattform dominieren hier das Feld. Zwar erwarten wir mit 52 Millionen verkauften VR-Brillen bis Ende 2021 eine kleine, aber durchaus interessante Zielgruppe - mehr Chancen in der zügigen Verbreitung rechnet man aber AR- oder XR-Brillen zu. Nichtsdestotrotz birgt das Potenzial für diese Technologie in Zukunft spannende Perspektiven.
Welche Vorteile bringt die Nutzung von AR mit sich? Welche Anwendungsbereiche sehen Sie für die Branche der Baby- und Kinderausstattung?
Die realistische Produktvisualisierung im Wohnzimmer werdender Eltern ist eine wertvolle Bereicherung, mit der sich, meiner Meinung nach, alle Hersteller von Produkten der mittleren und höheren Preiskategorie beschäftigen sollten. Der Schritt weg vom flachen Bildschirm hin zur räumlichen Interaktion erzeugt spielerische Begeisterung bei den Konsumenten und paart diese, wissenschaftlich belegt, mit einer hohen Einprägsamkeit. Einen besseren Touch-Point kann man sich eigentlich nicht wünschen.
Stefan Eipeltauer, Experte für Produktvisualisierung, sieht in AR/XR/VR ein großes Potenzial für die Babybranche. ©SI.MA.px
Nicht nur für den Verbraucher ist diese orts- und zeitunabhängige Verfügbarkeit der detaillierten Produktvisualisierung äußerst spannend - Stichwort "Lock-Downs" - auch im stationären Handel, im Marketing und im Vertrieb entstehen durch AR neue Anwendungen. So können Ladenlokale mit virtuellen Erlebnissen angereichert, nicht vorrätige Farbvarianten von Kinderzimmermöbeln präsentiert, Animationen von Klappmechanismen an Kinderwagen oder die entsprechende Einstellung des Kindersitzes mit einem realistischen 3D-Konfigurator dargestellt werden. Die Bandbreite der Anwendungen ist weitreichend, muss aber klug an die Anforderungen der Zielgruppe angepasst werden.
Welche ersten Schritte empfehlen Sie Unternehmen, die Interesse an der Nutzung der „Erweiterten Realität“ haben?
Zu Beginn jedes erfolgreichen Projektes steht sicherlich die Offenheit für die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie. Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang die strategische Unterstützung durch AR-ExpertInnen, um das volle Potenzial der Nutzbarmachung zu verstehen und auszuschöpfen. Wird der Weg zum digitalen Produkt-Zwilling richtig aufgesetzt, lassen sich eine Reihe von Anwendungen kosteneffizient kombinieren: digitale Fotoshootings, Produktvideos, 3D-Konfiguratoren für Webshops sowie AR-Anwendungen für das Smartphone können Schritt für Schritt im Rahmen einer Umsetzung realisiert werden. Diesen Prozess für die buchstäbliche Erweiterung der Realität sinnvoll aufzusetzen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die wir bereits für Kunden wie TFK, Chicco oder Axkid erfolgreich durchführen konnten.
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